Evangelisch-reformierte Kirche Weener
Die einst St. Georg geweihte ehemalige Probsteikirche von Weener wurde um 1230 errichtet. Sie ist seit 1524 evangelisch-reformiert. Reste von Rundbogenfenstern im Außenmauerwerk sind Spuren des romanischen Baus, ebenso der Torbogen einer Eingangstür in der Südwand. Ursprünglich wurde die Kirche durch vier Türen in der Nord- und Südwand von der Seite betreten. Die Vorhallen an der West- und Südwand stammen aus dem 18. Jahrhundert. 1464 erhielt die Kirche einen polygonalen Chor, „als Tammo Probst zu Weener und Junker Ulrich von Greetsiel Häuptling in Ostfriesland war“, wie eine Tafel außen am Chorraum vermeldet.
Der separate Glockenturm wurde 1738 an der Stelle eines Vorgängerbaus errichtet, der zu einer Holzkirche auf dem alten Friedhof gehörte.1893 wurde der Bau durch ein Querschiff an der Nordseite erweitert.
Das Kircheninnere präsentiert sich heute als Zentralbau mit angesetzten Seitenflügeln und ist als reformierte Gemeindekirche auf die Kanzel ausgerichtet, die wie die Bank unter ihr, der Abendmahltisch und die Uhr an der Westwand aus der Zeit des 30jährigen Krieges stammt.
Die ursprüngliche flache Balkendecke wurde 1782 durch eine Tonnendecke ersetzt, die neben der Orgel die alten Chorfenster schneidet. Das Eichengestühl unter der Orgel weist schöne barocke Wangen auf.
Der Kirchenraum schloss im Osten mit einer kleinen Apsis. Die Anfügung des Chorraumes, der auf der Höhe des ansteigenden Gestühls unter der Orgel begann, zeigt an, dass im 15. Jahrhundert Gemeinde und Priester auseinander rückten. Die Reformation holte den Pastor zurück in den Gemeinderaum, an den Abendmahlstisch und auf die Kanzel. Der Lettner, auf dem nun die Orgel steht, wurde verkleidet und der nun funktionslose gewordene Altarraum damit auch optisch vom Gemeinderaum getrennt. Seine Einrichtung – Altar, Taufstein, Sakramentshaus – blieb bis 1777 erhalten. Der prächtige Prospekt der Orgel aus der Werkstatt von Arp Schnitger zieht die Blicke auf sich.
Sie wurde 1709/10 mit Hauptwerk und Rückpositiv errichtet. 1779-1782 hat J.Fr. Wentin aus Emden ein selbstständiges Pedal in zwei Pedaltürmen hinzugefügt; die Emporenbrüstung und der auf die Wand gemalte Vorhang stammen aus derselben Zeit. Die Orgel wurde im 19. Jahrhundert umgebaut und erweitert; sie verlor im I. Weltkrieg viele ihrer Pfeifen. Nach der grundlegenden Restaurierung durch Jürgen Ahrend 1978-1989 umfasst sie nun 29 klingende Register auf zwei Manualen und einem Pedal.
Zwei Türen unter der Orgel führen in den Chorraum. Die erhaltenen „Dienste“ (Pfeiler) an den Wänden bezeugen, dass der polygonale Raum einmal eingewölbt war. Das Gewölbe stürzte auf Grund von Bewegungen im Mauerwerk um 1770 ein und wurde durch eine Holztonne ersetzt; heute ist der Raum durch eine flache Balkendecke abgeschlossen.
Auf dem ehemaligen Lettner steht heute die Orgel. Vom Chorraum aus ist der Alte Triumphbogen zu erkennen.
Bemerkenswert sind die alten Grabplatten der Priester aus der Zeit vor der Reformation. Sie sind an der Südwand beginnend dem Alter nach an den Wänden aufgerichtet: Eine trapezförmige Platte, die ein mittelalterlicher Sarkophagdeckel war und der bisher älteste bekannte datierte Grabstein in Ostfriesland ist, sowie vier Fragmente einer zerstörten Platte für Propst Tammo (ca. 1410-1464 in Weener), zu dessen Zeit der Chorraum gebaut wurde. Sein sorgenvolles Gesicht ist erhalten. Nach der Platte von Nomno Volperti, seit 1467 Propst zu Weener, folgt der noch intakte Stein des Vikars Tjaard von 1504, der die Gestalt des Toten in ihren Chorgewändern zeigt. Bemerkenswert auch die rote Sandsteinplatte des Dirk Paschasius, die zuvor als Altarplatte verwendet wurde, sowie zwei mit Wappen geschmückte Blausteine (ter Haseborg und des Geusen Onno van Ewsum).
Text: Alfred Rauhaus, Bilder und Layout: Volker Kraft